Fast wie Hogwarts – 6 Wochen Internat in England

Auf sich gestellt für mehrere Wochen im Ausland – eine wertvolle Erfahrung! Fenia Peschel berichtet über ihre Zeit in an einer englischen Schule:

„Ich wollte schon immer mal ins Ausland, am besten England, denn die Sprache hat mich schon immer fasziniert. Als ich dann erfahren habe, dass mein Vater früher mal drei Monate nach England gegangen ist und dass unsere Schule das sehr unterstützt, habe ich mich sehr kurzfristig dazu entschieden auch einen Englandaufenthalt zu planen. Meine Mutter hat dann bei verschiedenen Organisationen angefragt, ob und für wie lange das möglich wäre. Als wir eine Organisation gefunden haben und ich mich beworben hatte, hat diese Organisation uns verschiedene Schulen vorgeschlagen, die an einer Schülerin aus dem Ausland interessiert waren. Ich habe mir diese Schulen dann angeschaut und versucht die Vor- und Nachteile der Schulen abzuwägen. Im Endeffekt habe ich mich dann für eine Schule namens Clayesmore entschieden, die in Dorset liegt.

Ich konnte mich außerdem entscheiden, ob ich als Tagesschülerin angemeldet sein wollte, um dann eben abends in eine Gastfamilie zu gehen, oder ob ich ein Vollzeitschülerin sein wollte, die dann den ganzen Tag im Internat bleibt. Ich habe mich dazu entschieden als Internatsschülerin nach England zu gehen, da ich es mir einfacher vorgestellt habe, Freunde zu finden, wenn man den ganzen Tag in der Schule verbringt.

Vorher musste ich noch ein Videochat-Telefonat mit dem für Auslandsschüler zuständigen Personal führen. Ich war davor natürlich sehr aufgeregt, aber das Telefonat verlief super, die Leute waren nett und ich konnte sie gut verstehen. Die beiden Damen haben mir ein paar Fragen über mich gestellt, um mein Englisch zu prüfen und außerdem zu entscheiden, ob ich zusätzliche Englischstunden brauchen würde. Als sie entschieden hatten, dass mein Englisch sehr gut war, haben sie mir bestätigt, dass ich die Schule besuchen darf.

Ich habe außerdem eine ganz lange Packliste bekommen, mit Dingen, die ich in England brauchen werde, zum Beispiel ganz bestimmte Schuhe, weil die ja auch zur Schuluniform passen müssen.

Ende April bin ich dann nach London geflogen und mit einem Taxi nach Clayesmore gefahren. Ich wurde sofort von ein paar sehr netten Mädchen begrüßt, die mir direkt alles gezeigt haben und sich auch total gefreut haben, dass sie eine neue Mitschülerin bekommen haben. Ich habe mein Bett gezeigt bekommen und die Schülerinnen, mit denen ich ein Zimmer geteilt habe. Ich habe meinen Stundenplan bekommen und am nächsten Tag haben die Schüler mich auch einfach zum Frühstück und zum Unterricht mitgenommen.

Am Anfang habe ich mich auf dem riesigen Schulgelände überhaupt nicht zurecht gefunden und war total orientierungslos, aber mit der Zeit habe ich mich daran gewöhnt und konnte auch alleine zu den Unterrichtsstunden gehen.

Die Zimmer waren alle recht schlicht gehalten, man hatte ein Bett und ein Waschbecken und hat mit 2 bis 4 anderen Mädchen ein Zimmer geteilt. Es gab auch Duschen und Badewannen sowie einen Aufenthaltsraum. Es gab mehrere Mädchenhäuser und mehrere Jungenhäuser, die allerdings sehr weit weg waren.

Der Tagesablauf war so, dass man morgens um sieben oder halb acht aufgestanden ist, geduscht hat und die Schuluniform angezogen hat und so weiter, danach ist man zum Frühstück gegangen. Die Frühstückshalle kann man sich eigentlich genauso vorstellen wie unsere Mensa, nur in XXL. Man hat sich eben ein Tablett und Besteck genommen und konnte sich dann bedienen.

Nach dem Essen hat man sein Tablett dann abgegeben und ist wieder zurück zum Haus gelaufen. Dort hat man dann die Schultasche gepackt und hatte entweder „Line“ (da musste man zum Aufenthaltsraum gehen und es wurde abgehakt, wer da ist, das war immer montags) oder man hatte „Tutor“ (das war ein bisschen wie „Quest“ im HVG, man hatte eben einen Lehrer, der für die Gruppe zuständig war, und hat mit dem dann wichtige organisatorische Dinge besprochen).

Danach ist man dann eben zum Unterricht gegangen, der nicht im Klassenverband mit allen zusammen war, sondern in Kursen gemischt mit der ganzen Jahrgangsstufe. Es gab die ganz normalen Unterrichtsfächer, die wir am HVG auch haben, aber es gab auch komische Fächer, wie zum Beispiel „reading“, dazu musste man in die Bibliothek gehen und lesen, oder „prep“, da musste man seine Hausaufgaben machen. Gegen elf hatten wir dann immer eine 15-Minuten-Pause, in der wir wieder zum Haus laufen mussten. (In der Pause hat man sich wirklich immer Toast mit Butter gemacht.)

Nach der Pause war wieder Unterricht bis 13 Uhr, dann musste man zum Mittagessen gehen. Man hat immer eine bestimmte Zeit bekommen, wann die Jahrgangsstufe essen darf, denn es hatten alle Schüler der Schule zu der Zeit Essenspause. Es gab dann auch Kontrolleure, die geprüft haben, dass jeder erst zu seiner Zeit zum Essen geht.

Danach hatten wir wieder Unterricht bis ungefähr 16 Uhr nachmittags und danach mussten wir sofort zu unseren Aktivitäten, in diesem Term war das Tennis. Wir hatten dann Tennis bis ungefähr 18 Uhr abends und dann war Abendessen. Nach dem Abendessen hatten wir wieder Unterricht, von sieben Uhr bis halb neun abends (da hatten wir eigentlich immer „prep“ also hauptsächlich überwachte Hausaufgabenzeit), manchmal gab es danach noch bis halb zehn Aktivitäten, aber nicht immer.

Um halb zehn musste man dann das Handy und alles andere Elektronische (Laptop/Tablet/Smartwatch) abgeben und schlafen gehen. Allerdings hatte fast jeder – wenn nicht sogar wirklich jeder – noch „unangemeldete“ Elektronik, die dann nicht abgegeben wurde. Um 23 Uhr nachts ging dann allerdings das W-LAN -aus. Die Elektronik hat man dann morgens wieder bekommen.

Insgesamt war es ein sehr durchstrukturierter Zeitplan mit sehr wenig Pausen und definitiv nicht für jeden etwas. Dafür haben die Clayesmore Schüler mehr Ferien und manchmal auch freie Wochenenden, an denen sie nach Hause fliegen. Ich hatte auch samstags Schule und am Sonntag hatte ich meistens irgendwelche Aktivitäten wie zum Beispiel einen Sieben-Meilen-Lauf.

Die Zeit in England war sehr anstrengend, aber ich habe auch sehr viel gelernt und neue Freundschaften geknüpft. Es ist echt interessant, mal so ganz auf sich alleine gestellt in ein fremdes Land zu gehen, und ich bereue es nicht, diese Entscheidung getroffen zu haben. Ich würde mir das nächste Mal vielleicht eine andere Schule aussuchen oder mich nur als Halbtagsschüler anmelden, aber es war wirklich eine gute Erfahrung und man lernt wirklich effizient Englisch, wenn man es wirklich sprechen muss!“

Fenia Peschel, 9d

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