Weblogs an Schulen sind in Deutschland noch selten
Blomberg
(bli). Knapp 40 000 Seitenabrufe im Monat, 75 Prozent aller Zugriffe
über "Google": Die Homepage-Statistik des Blomberger
Hermann-Vöchting-Gymnasiums bewegt sich auf hohem Niveau. Der besondere
Reiz des heimischen Internetauftritts sind Weblogs, die es Schülern,
Lehrer und registrierten externen Nutzern ermöglichen,
wissenschaftliche Themen in kleineren Expertenkreisen zu vertiefen und
zu diskutieren.
Weblog ist ein Kunstwort, das aus den Begriffen "Web" und "Logbuch"
entstanden ist. Das kommunikative System ist mit Nachrichtenseiten oder
Newslettern vergleichbar, allerdings für Nutzer, die sich generell mit
Passwort anmelden, viel persönlicher. Sie haben die Möglichkeit
miteinander zu diskutieren und Beiträge zu kommentieren. "Diese
Vorteile einfachster Technik nutzen unsere Schüler gerne und
kontinuierlich", sagt Rolf Eickmeier. Er kümmert sich im Blomberger
Gymnasium die Medienerziehung von Schülern der Klassen 8 bis 13.
"Weblogs
an Schulen sind bis jetzt nicht nur im Kreis Lippe, sondern in ganz
Deutschland eine Seltenheit", sagt der Pädagoge. Er bedauert, dass zwar
in vielen Unterrichtsstunden mit dem Internet gearbeitet werde, aber
nur knapp fünf Prozent seiner Lehrerkollegen Unterrichtsprojekte übers
Internet koordinieren.
"Unser
auch für externe Nutzer kostenloses Weblog-Angebot nutzt sogar ein
Student aus Wien", erzählt Eickmeier. "Er beteiligt sich ziemlich
intensiv an Diskussionen." Allerdings seien die Foren in jüngster
Vergangenheit etwas vernachlässigt worden, das soll sich in Kürze aber
ändern.
Dafür sorgt Marten Oosterhoff, der den
Internetauftritt seines ehemaligen Gymnasiums vor mehr als vier Jahren
ins Leben rief und bis heute betreut. Der frühere Redakteur der
Lippischen Landes-Zeitung studiert inzwischen Medienpädagogik in
Hamburg, ist mit Blomberg aber nach wie vor virtuell verbunden.
"Ausstellung im System koordiniert" Jan Jendrkowiak
"In
Zusammenarbeit mit Marten Oosterhoff haben wir insgesamt drei Mal die
Software gewechselt und im letzten Schuljahr die Handhabung mit dem
System klar vereinfacht", sagt Rolf Eickmeier. Das bestätigen die
Zehntklässler Julia Reker, Annika Andresen, Biljana Vicic, Jan
Jendrkowiak, Bastian Roser und Ivo Siemens. "Planung, Kommunikation und
Feedbacks für einige Projekte laufen komplett im Weblog", sagt Bastian
Roser.
"Die gesamte Vorarbeit für die Hiroshima-Ausstellung
haben wir beispielsweise im System koordiniert", erzählt Jan
Jendrkowiak. Ivo Siemens mag besonders die systeminterne E-Mail-Kette,
mit denen sich die Gymnasiasten projektinterne Informationen senden.
"Das
ist kommunikativ und hilft weiter, denn mit konstruktiver Kritik kommen
alle Gruppen schneller zum Ziel", erklärt er. Julia Reker findet die
Hausaufgaben- und Klausuren-Besprechungsvariante "neu, ungewohnt aber
sinnvoll", Biljana Vicic freut sich über "mehr selbstständiges
Arbeiten" und Annika Andresen hofft auf "noch mehr Plattform-Projekte".
Wie Rolf Eickmeier berichtet, ist sogar der Hamburger Senat auf
die Blomberger Ideen aufmerksam geworden. "Unsere Schüler haben
Altenheime besucht, die Senioren kamen zum Gegenbesuch. Die Hamburger
fanden das gut, haben ein ähnliches Projekt durchgeführt und dafür
unsere Fotos für einen Flyer verwendet." Momentan hofft Rolf Eickmeier,
"dass sich bald mehr Lipper für unsere Weblogs interessieren". Denn die
Quote heimischer Nutzer sei mit einem Viertel aller Zugriffe "definitiv
ausbaufähig".