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Da scheiden sich die Geister
LZ UNTERWEGS: Vorstoß zur Umlegung der Buslinie stößt sowohl auf Zustimmung als auch auf Ablehnung
Blomberg. Sind Linienbusse im Herzen der Blomberger Innenstadt ein lästiges Übel und behindern nur den Verkehr? Oder müssen sie weiter ihre Runden um das Rathaus drehen? - Hier sind sich die Blomberger nicht einig, das wurde gestern am Stand der mobilen LZ-Redaktion deutlich.
Von Marianne Schwarzer

Foto: Knut Schwarzer
Wie berichtet, hat der Verein Blomberg Marketing nach langer Beratung den Vorstoß gemacht und eine Verlegung der Buslinien über die Hagenstraße und die Rosenstraße vorgeschlagen. Der Blomberger Fachausschuss hat seine Entscheidung vorerst vertagt und will das Thema erst einmal in den Fraktionen diskutieren. Denn es ist ein heißes Eisen, und die Emotionen schlugen am LZ-Stand gestern Nachmittag hohe Wellen - vor allem bei den Gegnern.

Einige von ihnen wohnen in der Hagenstraße, durch die bisher nur eine einzige Buslinie führt. Und das reicht Dieter und Heidrun Kernchen zur Genüge, ab 5.40 Uhr morgens jede Stunde einmal: "Wenn bei uns ein Bus vor der Tür herfährt, dann rappeln die Tassen im Schrank", beschwert sich Heidrun Kernchen. Und ihr Mann ergänzt: "Als in den 1980er-Jahren die Hagenstraße umgestaltet wurde, da hat uns die Stadt versprochen: Dies wird keine Durchgangsstraße."


Dann könne man schon besser die Buslinie um ein paar Meter weiter verlegen und eine Busspur auf der B 1 einrichten. Ins selbe Horn stößt Wolfgang Bessler, der sich gemeinsam mit seinen Nachbarn gegen die Pläne von Blomberg Marketing wendet. Insgesamt über 100 Unterschriften sind bereits zusammengekommen. Das Ehepaar Dr. Helmut und Eleonore Siecke sieht das ganz anders: "Wir finden es gut, wenn die Busse aus der Innenstadt kommen. Wir haben das schließlich jahrelang ertragen", betonen sie unisono.

Eleonore Siecke kann vor allem eines nicht verstehen: "Ich weiß nicht, was diese riesigen Gelenkbusse in der Innenstadt sollen." Das sieht auch Renate Heisler so: "Die großen Busse müssen raus aus der Innenstadt. Ein kleiner, wendiger Bus - das müsste doch reichen, das geht in anderen Städten doch schließlich auch."

Im übrigen sei es von der Rosenstraße ja gar nicht so weit, das sei auch für alte Menschen noch zu schaffen. Das meinen auch andere: "Ich habe immer meinen Rollwagen dabei, wenn ich was schweres zu tragen habe. Die paar Meter mehr machen mir nichts aus", sagt Sieglinde Mundhenk. Und Helga Bilo ergänzt: "Wir müssen schließlich auch woanders ein paar Schritte laufen, in Lemgo oder Detmold. Warum also nicht in Blomberg?" So ganz kann sich Jan Maes nicht damit anfreunden: "Ich sehe doch Probleme für die alten Leute, die müssen direkt ins Zentrum fahren können", sagt der Reelkirchener, der oft per Bus in die Stadt kommt.

Aber all dieser Lärm und die Enge für die wenigen Fahrgäste? - Monika Lipke und ihr Mann Roland, deren Goldschmiede direkt an der Route liegt, wünschen sich die Busse fort: "Wir glauben nicht, dass deswegen weniger Kunden zu uns kommen", meinen sie. Barbara Bargheer kann ihnen da nur beipflichten. Und Martin Raithel glaubt, dass er mit seinem Geschäft sogar profitieren wird: "Die neue Haltestelle ist sogar näher, wenn die Kunden die kleinen Gassen nutzen. Man muss diese Wege nur mal wieder publik machen."

Für den CDU-Politiker Wolfgang Humke steht fest: "Wir werden den Vorstoß unterstützen." Und Martin Harms hat selbst an dem Entwurf mitgearbeitet: "Sie glauben gar nicht, wie viele Abende wir uns für dieses Konzept getroffen haben. Man darf eines nicht vergessen: Es soll ja erst einmal ein Test für ein halbes Jahr sein. Dann kann man ja weitersehen." Gleichwohl hat - auch über diesen Test - das letzte Wort der Rat.


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Copyright © Lippische Landes-Zeitung 2007
Dokument erstellt am 05.03.2007 um 03:02:16 Uhr
Erscheinungsdatum 05.03.2007 | Ausgabe: LZ_HP | Seite: 32
Quelle: 070305_SO_2.pdf