Ein erster Bericht aus Italien nach drei Wochen Schule und Leben im Ausland-
Als ich mich Weihnachten 2003 dazu entschloss, meiner Schulpflicht im Schuljahr 2004-2005 vier Monate in Italien nachzugehen, hatte ich nur geringe Vorstellungen, wie es hier sein könnte, müsste oder sollte.
Jetzt, nachdem ich mittlerweile drei Wochen hinter mir habe, kann ich, wie ich finde erste Eindrücke vermitteln und ein bisschen aus dem Schulalltag hier berichten.
Also: Zu erst einmal ist zu sagen, dass ich mich im italienischen Piemont, 50 km entfernt von Turin, in einer Stadt namens Torre Pellice, etwa so groß wie Schieder-Schwalenberg, aufhalte. Hier besuche ich ein Waldenser Collegio, welches schon viel über den Charakter der Schule aussagt, wenn man weiß, wofür für was steht. Das Wichtigste ist wohl die Bezeichnung „Waldenser“. Die Waldenser sind, wirklich ganz kurz gesagt, eine vorprotestantische Glaubensminderheit in Italien, die in etwa der evangelisch- reformierten Kirche in Deutschland ähnelt. Jedoch ist hier die Verbindung des einzelnen zur Kirche wesentlich höher, was sich natürlich auch auf die Schule auswirkt. Das Wort „Collegio“ steht dafür, dass es sich bei der Schule um ein Privat-Gymnasium handelt.
Zur Vorbereitung auf die Zeit, habe ich in Deutschland bereits seit Januar Italienisch gelernt und im Juli an einem dreiwöchigen Sprachkurs, ebenfalls von der Schule in Torre Pellice angeboten, teilgenommen.
Seit dem 6. September bin ich nun hier, untergebracht in einer Wohnung des Collegio, welche aber nur rund 100 m vom Schulgebäude entfernt ist. Nach dem Einzug in der Wohnung ging es dann auch gleich los in die Schule.
Die Mitschüler und Lehrer begrüßten mich aufs Herzlichste, manche sogar schon bevor ich den Unterrichtsraum erreichte. Da wären wir schon bei der ersten Neuerung, hier geht der Schüler nämlich zum Lehrer, d.h. jedes Fach wird im Fachraum unterrichtet, sodass es keine Klassenräume gibt. Finde ich persönlich praktischer als bei uns an der Schule, da man beispielsweise so den ganzen Raum nach dem Fach ausrichten kann.
Nach den ersten Tagen hieß es aber gleich richtig ranklotzen und pauken. Sechs Tage in der Woche in der Schule, mindestens sechs Stunden, da alle Schüler bis Gesamtunterrichtsende (außer die freiwilligen Nachmittagsaktivitäten) um 13.20 Uhr das Schulgelände nicht verlassen dürfen. Sie könnten es (eigentlich) auch nicht, da in Italien generell alle Schulen umzäunt sind (siehe meine Bildergalerie). Auch eine Sache, die ich prinzipiell gut finde, da man (die Schulleitung) so ohne großen Stress mitbekommt, wer rein und raus möchte.
Wenn man dann aber die Schule bei geöffnetem Tor verlassen darf, hat man einen i. d. R. wirklich stressigen Schultag hinter sich. Die Zahl der Arbeiten ist hier deutlich höher, in manchen Fächern drei bis Weihnachten, der Stoff viel anspruchsvoller und, das als wohl größter Unterschied, die Unterrichtsweise gänzlich anders. Dies heißt in Mathe, der Schüler oder die Schülerin dürfen keinen Taschenrechner benutzen. In anderen Fächer heißt das, es wird stundenlang diktiert, der Lehrer liest Gedichte aus Wälzern vor, die Schüler verfolgen es an ihren eigenen und unterstreichen sich wichtige Stellen. Diese Prozedur geht nicht selten über Doppelstunden. Hinzu kommt noch: Einen Tageslichtschreiber habe ich hier noch nie gesehen, Schaubilder an der Tafel dagegen „schon“ drei.
Dies sind jetzt einige wenige der vielen Eindrücke, die ich hier gesammelt habe. Hätte ich alle aufgezählt, wäre der Text wohl keinem mehr zumutbar gewesen. Interessiert sich jemand dennoch für weiteres, kann der/diejenige mir das unter webmaster@joachim-harms.de schreiben.
Bis dahin auf ein Wiedersehen, frühestens jedoch ab dem 23. Dezember 😉