Respekt, Fairness und Toleranz- das sind die Grundprinzipien der neuen Schulvereinbarung, welche im Hermann-Vöchting-Gymnasium an alle Schüler verteilt wurde. Entwickelt wurde sie zusammen von Lehrern, Eltern und einigen Schülern, um so allen Forderungen gerecht werden zu können. Allerdings stieß die neue Einigung nicht nur auf Begeisterung.
Bei einigen Eltern und Schülern herrscht Skepsis, ob so etwas überhaupt sinnvoll sei. Besonders die älteren Schüler aus der Oberstufe empfanden Vereinbarungen, wie etwa den Verzicht auf Gewalt oder das regelmäßige Erledigen der Hausaufgaben, als überflüssig. Diese wären selbstverständlich – und somit das aufwändige Verfassen einer Vereinbarung nutzlos.
Einige Eltern wollen sich zudem nicht vorschreiben lassen, wann ihr Kind ins Bett geschickt werden solle oder wie lange am Tag es fernsehen dürfe. Hierauf weiß Gottfried Eichhorn, Elternpflegschaftsvorsitzender am HVG , zu kontern: „Es ist mir klar, dass es viele Schüler gibt, für die die verfassten Vereinbarungen selbstverständlich sind. Jedoch bieten diese Einigungen eine Gesprächsgrundlage, sie setzen ein Signal. Wenn sich Schüler ungerecht behandelt fühlen, haben sie die Möglichkeit, sich auf die Schulvereinbarung zu berufen“. Zwar könne man den Eltern nicht vorschreiben, ihren Kindern Grenzen beim Fernsehen zu setzen, sie früh ins Bett zu schicken oder morgens rechtzeitig zu wecken. „Allerdings sollten sie sich dann nicht beschweren, wenn es bei denen dann im Bezug auf die schulischen Leistungen nicht so läuft, wie gewünscht.
Natürlich haben sich auch Lehrer über einige Punkte der Vereinbarung beschwert, aber wir haben versucht, bei der Formulierung allen Einwänden gerecht zu werden“. Auch Schulleiter Carsten Fahrenkamp beurteilt dies als sehr positiv: „Ich bin ein offensiver Vertreter der Schulvereinbarung und unterstütze sie voll und ganz. Sie ist sehr wichtig für den Erziehungs- und Ausbildungsprozess der Schüler und somit für alle Beteiligten“.Doch egal, wie weit die Meinungen auseinander gehen: Die meisten Eltern und Schüler haben sich mit ihrer Unterschrift verpflichtet, die Vereinbarung einzuhalten.
Annika Pellmann
Aus der Aussage, dass die meisten Eltern und Schüler die Vereinbarung unterschrieben haben, lässt sich ableiten, dass die Lehrer dies nicht getan haben. Dabei sind gerade in dem Bereich der Schulvereinbarung, der die Lehrer betrifft, z.B. positive Verstärkung, Respekt vor den Schülern oder individuelle Förderung große Defizite festzustellen.
Wenn sich eine Lehrerin/ein Lehrer nicht an die Vereinbarung hält, z.B. indem, wie dies häufig geschieht, Lieblinge bevorzugt werden und ungerecht beurteilt wird, welche Konsequenzen hat dann so ein Verstoß gegen die Schulvereinbarung?
Auf dem Papier sieht so eine Schulvereinbarung zwar positiv aus, an den verkrusteten Strukturen an der Schule wird sich dadurch aber kaum etwas ändern lassen.