Menschen kommen, Menschen gehen, einer verpasst was, ein anderer sucht vergeblich Anschluss. Richtungswechsel und volle Fahrt wechseln einander ab, viele Geschichten kreuzen sich. Schauplatz: Ein Bahnhof. Mit dieser Comedy-Szenenfolge von Thorsten Böhner unternahm der Literaturkurs Q1 im Schuljahr 2021/22 unter der Leitung von Frau Dr. Jasmin Naal-Glaßer erste Schritte zurück in die Theaterarbeit, die pandemiebedingt auch diesmal leider noch nicht in eine der traditionellen Aufführungen am HVG Blomberg zum Schuljahresende münden konnte.
Vielmehr wurden „Essenz des Theaterspielens“ sowie „Aufführungsfeeling“ in einem kursinternen Abschlussevent mit Kostümen, Licht und Ton, sowie vielen schönen Fotos und Filmaufnahmen eingefangen. Ein Comedy-Stück sollte es sein, so entschieden die Schülerinnen und Schüler zu Beginn des Schuljahres, weil es nicht immer so viel zu lachen gab in den letzten Wochen und Monaten, ein kleines Stückchen Raum und Zeit im Schul- und Lebensalltag zum Träumen, Schmunzeln und Nachdenken. Über Menschen und das Menschliche. Über Klischees und Kitsch. Über Schönes und Schamhaftes, das Leben und Liebe für jeden bereithalten. Und welche Metapher könnte da besser passen, als ein Bahnhof, denn „Hier pulsiert das Leben. Kein Typ Mensch, den Sie hier nicht antreffen. Hier erleben Sie Storys, wie sonst nur im Theater“, wie einer der Hauptcharaktere, Siggi, der auf der Bank gelandete ehemalige Bankinhaber treffend in Worte fasst. Oder Franka, die frustrierte Braut, welche die gesamte Strecke nach dem Mann fürs Leben absucht: „Ich wollte doch noch vor meinem 30 Geburtstag verheiratet sein, und der ist in drei Tagen!“ Die Politikerin äußert hingegen den klischeehaften Satz: „Aber so sehr wir auch trauern, The Show Must Go On!“ Altbekannte Sätze aus dem Leben eben…
Neben dem Proben der Szenen haben sich die Schüler*innen über das Schuljahr auch mit ihrem Körper und ihrer Stimme, Ausdruck und Bewegung im Raum beschäftigt. Wie überzeuge ich, wie überwinde ich Ängste und Hemmungen, vor Publikum auf einer Bühne zu sprechen und zu agieren, wie kann ich lustig oder dramatisch sein, wie ist es, in eine Rolle zu schlüpfen und mit Anteilen meiner Persönlichkeit zu experimentieren?
Wie wichtig Gestik und vor allem Mimik sind beim Theaterspielen sind und wie einschränkend dabei das Tragen der Masken war, was alle übrigens vorbildlich eingehalten haben, das konnte am eigenen Leib erfahren werden, Trotzdem wurde viel probiert und gelernt und alle waren so überglücklich, dass Theaterspielen wieder möglich wurde und wie sehr auch der Bereich der Kunst und Kultur zu einem erfüllten (Schul)Leben beiträgt. So haben wir uns die Situation angepasst, wie auch in dem von Hannah Melcher und Antonia Hauf gestalteten „Setcard-Buch“ ausgewählter Rollenkarten zeigt, auf denen sich einige Figuren unseres Stückes präsentieren.
Ich freue mich auf das neue Schuljahr voll Kunst, Musik und Theater und versichere, es geht wieder mit Vollgas zurück in die Literaturkursarbeit. Der neue Literaturkurs ist bereits angelaufen mit 30 hochmotivierten und talentierten Schülerinnen und Schüler. Und auch ein passendes Theater-Stück haben wir bereits gefunden, dramatisch, spannend und witzig zugleich, das sich eventuell auch für eine Freilicht-Aufführung im HVG-Gelände eignet zum Frühjahr 2023, aber mehr wird an dieser Stelle nicht verraten… Es lebe die Kunst!
Jasmin Naal-Glaßer