Die Zeit des Nationalsozialismus ist eine aus vielen Hinsichten wichtige und vor allem prägende Zeit für die Gesellschaft, die, einschließlich der vielen Opfer, immer mehr in Vergessenheit gerät. Aus diesem Grund besuchten am 08.11.2024 Louis Pawellek und Thomas Gabelin das HVG, um auf die Opfer des Nationalsozialismus und ihre Geschichten aufmerksam zu machen.
In der Schule erfuhr Herr Pawellek über Nationalsozialismus und die grausamen Folgen, die diese Ideologie und Politik erzeugte. Erschütternd war für ihn, dass der Tod von etwa 6 Millionen Menschen auf einigen kurzen Seiten seines Geschichtsbuchs zusammengefasst wurde. Dies weckte in ihm den Wunsch, dieses wichtige Thema intensiv zu betrachten und das Geschehene näher wahrzunehmen, als ihm der Unterricht erlaubte.
In seiner Jugend traf Herrn Pawellek das erste Mal auf eine Zeitzeugin des Holocaust, die in der Region feste Wurzeln hatte, die ihm ihre Geschichte erzählte und ihn bat, sie möglichst vielen Menschen nahezulegen. Fortan interessiert sich Herrn Pawellek zunehmend für dieses sensible Thema, traf weitere Zeitzeugen des Holocaust und erfuhr ihre Geschichten, die er in sein Buch „Die letzten Stimmen des Holocaust“ einfließen ließ. In diesem Buch erzählen zwölf Zeitzeugen des Holocaust ihre Geschichten. Einer von ihnen ist Thomas Gabelin. Herrn Gabelin wurde 1944 im Konzentrationslager in Theresienstadt geboren und erzählte den Jahrgangsstufen 10, EF und Q2 die Geschichte von seiner Familie.
Zu Beginn informierte Herrn Pawellek die Schülerinnen und Schüler über die Ausmaße der Vernichtungen in den Konzentrationslagern, insbesondere fokussiert er sich auf das „Ghetto Theresienstadt“. Allein dort sind mehr als 33.000 Menschen gestorben, befreit wurden am Ende des Krieges nur 1.654 Menschen. Die Inhaftierten waren Menschen vieler Nationalitäten und Ethnien, insbesondere Juden, so wie auch Herr Gabelin und seine Familie.
Da Herr Gabelin keine eigenen Erinnerungen an den Nationalsozialismus und die Zeit in Theresienstadt hat, erzählt er als „Zweitzeuge“ von den Erinnerungen, Erzählungen und Aufzeichnungen seiner Familie und insbesondere von denen seiner Mutter, die ihn bis vor einigen Jahren noch begleitete und ihre Geschichte erzählte.
Angefangen bei seinem Urgroßvater erzählte Herrn Gabelin den Schülerinnen und Schülern vom Leben seiner zum Teil jüdischen Vorfahren, deren Lebensumstände und deren Deportation in die Konzentrationslager, bis hin zur Befreiung von Theresienstadt am 08. Mai 1945 und der Nachkriegszeit. Besonders anhand der vom Herrn Pawellek und Herrn Gabelin mitgebrachten Briefe und Postkarten, die sich die Schülerinnen und Schüler bei Interesse im Anschluss ansehen konnten, wurde die Diskriminierung der Juden und die furchtbaren Lebensbedingungen in Theresienstadt, aber auch anderen Konzentrations- und Vernichtungslagern, deutlich.
Die Schülerinnen und Schüler wurden auch zum Nachdenken aufgerufen, indem sie aufgefordert wurden zu berichten, wie viel sie vom Holocaust wussten, und durch die Möglichkeit, jederzeit Fragen zu stellen. Diese interaktive Kommunikation zwischen Herrn Gabelin und den Schülerinnen und Schüler sorgte für großes Interesse und Vertrautheit.
Als bei einer abschließenden Fragerunde die Frage aufkam, was Herrn Gabelin als Überlebender vom Holocaust von der aktuellen politischen Situation halte, teilte dieser uns seine Erschütterung und seine Sorge mit und appellierte an die Schülerinnen und Schüler des HVG, dass die Zukunft in ihren Händen liegt und sie die Möglichkeit haben, diese ins Bessere zu leiten.
Das HVG ist sehr dankbar, Herrn Gabelin und Herrn Pawellek als Gäste begrüßt zu haben und die Geschichte so nah mitbekommen zu haben.
Paula, Anna (Q2), red. Bec