Tierischer Besuch im Pädagogikunterricht 

Am Freitag, dem 1. April 2022, besuchte  der 1 ½ Jahre alte Golden Retriever  Rüde „Sam“ den Pädagogikunterricht von Frau Leschnewski in der EF. Mit seiner Hilfe wollten wir die positive Verstärkung, eine Form der Operanten Konditionierung, in der Praxis erproben. Bei der Operanten Konditionierung, einer bekannten Lerntheorie des Behaviorismus und unser aktuelles Unterrichtsthema, lernt ein Tier oder ein Mensch aus den Konsequenzen eines Verhaltens und zeigt ein Verhalten dementsprechend häufiger oder weniger häufig. In unserem Fall wollten wir die Auftretenswahrscheinlichkeit eines Verhaltens erhöhen, indem wir dieses positiv verstärken, also belohnen.

Dazu verwendeten wir als neutralen Gegenstand einen Kerzenständer, den Sam mit der Nase berühren sollte. Zu Beginn wurde der Kerzenständer nah vor Sam gehalten. Für jede Berührung des Kerzenständers mit seiner Nase bekam er ein Leckerli als Belohnung. Dieses Verfahren nennt man kontinuierliche Verstärkung. Darunter versteht man,  jedes Mal zu verstärken, wenn das gewünschte Verhalten gezeigt wird. Der Erwerb von Verhaltensweisen erfolgt dadurch schnell, die Stabilität ist jedoch gering, das heißt, das Verhalten wird schneller wieder verlernt.                                                                                                                       

Es dauerte ungefähr zehn Minuten und zahlreiche Wiederholungen, bis bei Sam eine Verknüpfung zwischen dem Kerzenständer und der Belohnung entstand und er schnell und zielsicher den Kerzenständer mit der Nase berührte. 

In der zweiten Phase wurde der Kerzenständer etwas vom Körper entfernt hingestellt und Sam bekam die Anweisung,  den Kerzenständer anzuzeigen. Man konnte deutlich beobachten, dass mit jeden Durchgang die Verknüpfung stärker wurde. 

In der letzten Phase wurde der Kerzenständer irgendwo in Sichtweite im Raum aufgestellt und Sam bekam dieselbe Anweisung.  In dieser Phase reagierte der Rüde mit Überlegung, jedoch trotzdem schnell. Nach vielen Durchgängen bekam Sam dreißig Minuten Pausen,  da diese Übungen für ihn sehr anstrengend waren.  

Gemeinsam formulierten wir ein Zwischenfazit: „Anfangs war das Berühren des Gegenstandes Zufall, zunehmend erkannte Sam aber den Zusammenhang zwischen der Belohnung und dem Berühren des Gegenstandes und ging zielsicherer vor. Jedoch könnte man den Gegenstand jetzt noch  nicht in einen anderen Raum verstecken und Sam danach suchen lassen.“

Sam berührt den Kerzenständer mit der Nase.
Sam wird mit einem Leckerli belohnt.
Der Gegenstand wird vor Sam auf den Boden gestellt.
Er steht auf, geht hin und berührt den Gegenstand mit der Nase. Es folgt eine Belohnung.

 

Nach der dreißigminütigen Pause reagierte Sam viel schneller und deutlicher auf den Gegenstand. Er ging direkt zum Kerzenständer und bekam dafür die Belohnung.  Am Ende war die Verknüpfung so stark,  dass Sam nicht mehr lange nachdenken musste. Wir konnten den Gegenstand irgendwo im Raum verstecken. Sams Suche dauerte zwar etwas länger, endete aber immer mit einem Erfolg.  Das Endfazit von uns lautete: ,,Durch kontinuierliche positive Verstärkung hat Sam eine neue Verhaltensweise, hier das Anzeigen eines beliebigen Gegenstandes, schnell erlernt, da er die Verknüpfung zwischen dem gewünschten Verhalten und der Belohnung verstanden hat.“

Unserem Kurs hat Sams Besuch dabei geholfen, die neue Lerntheorie spielerisch zu erlernen und auch besser zu verstehen.