Gleich zu Beginn des Geschichtsunterrichts in der 6. Klasse begeben sich die Schülerinnen und Schüler des HVG auf Spurensuche.
Sie erschließen sich das Thema „Ägypten“ auf anschauliche und anwendungsorientierte Weise, indem sie am Ende des Projekts ihre Eltern durch das Roemer- und Pelizaeus-Museum in Hildesheim führen und dort „die Exponate zum Sprechen bringen“.
Seit 2005 wird das Konzept, das ursprünglich von Axel Jürgens (damals Widukind-Gymnasium Enger) entwickelt wurde, am HVG durchgeführt. Das Projekt gliedert sich in mehrere Phasen. Zunächst wählen die Schülerinnen und Schüler zwischen fünf Themenbereichen:
- Hieroglyphen
- Das Grab als Vorsorge für das Jenseits
- Götter, Tiere, Menschen – Religion im Alten Ägypten
- Die Frau im Alten Ägypten
- Die Darstellung des Menschen
Selbstständig und eigenverantwortlich erarbeiten die Gruppen in der ersten Phase in der Schule Materialien, die anhand verschiedener Quellenarten Hintergrundwissen vermitteln, mit dem sich die künftigen „Museumsführer“ das Leben im Alten Ägypten erschließen. Hierbei knüpfen sie an das im Schulprogramm verankerte Methodentraining an und schulen die entsprechenden Kompetenzen. (Gruppenarbeit, Umgang mit Texten, Präsentationstechniken etc.) Die Sechstklässler erleben so schon früh, wie vielfältig Themen, Quellen und Arbeitsweisen des Historikers sind und erlangen auf einem spezifischen Gebiet ein „Expertenwissen“. Außerdem erweitert der außerschulische Lernort ihren Blick auf die Geschichte, die im doppelten Sinne begreifbar wird.
Die zweite „Museumsphase“ wird dann schon gespannt erwartet. Für ein bis zwei Tage fährt die Klasse in die „ägyptische Abteilung“ des Roemer- und Pelizaeus-Museums nach Hildesheim. Das Museum, insbesondere die museumspädagogische Abteilung, bietet den Schulen die Chance, diesen Ort intensiven Lernens aktiv zu nutzen. Die Mitarbeiter sind immer ansprechbar, bieten Unterstützung bei der organisatorischen Durchführung und inhaltlichen Erschließung.
Für die Gruppen gilt es jetzt Bezüge zwischen ihrem Thema und den Ausstellungsgegenständen herzustellen, die sie oft begeistert entdecken. Sie entwickeln eine schlüssig strukturierte Führung, die sie zunächst bei ihren Mitschülern erproben. Aus den einzelnen Facetten ergibt sich somit ein Gesamtbild: die meisten Führungen enden am Relief der Baumgöttin, die alle Bereiche der ägyptischen Kultur miteinander verknüpft.
Höhepunkt des Projekts ist die Führung der Eltern und Geschwister durch die Abteilung: eine gute Gelegenheit für diese einen Einblick in die Lernwelt ihrer Kinder zu erhalten und ihre Lernerfolge direkt mitzuerleben. Die Schülerinnen und Schüler bringen die Exponate zum Sprechen und beziehen ihre Zuhörer aktiv mit ein. Meistens brauchen sie nicht lange um den Namen „Schepi“ auf der Scheintür zu finden.
Ist die Anspannung vor dieser ersten großen Präsentation gemeinsam überwunden und den Familien die ägyptische Welt erschlossen, erhalten die frischgebackenen Experten einen „Museums-Führerschein“.