„Konflikte sind lebenswichtig, es ist nur entscheidend,
wie mit ihnen umgegangen wird.“
Warum sind Konflikte in unserem Leben wichtig?
Konflikte entstehen überall dort, wo Menschen miteinander zu tun haben. Immer da, wo ihre Verschiedenartigkeit, ihre unterschiedlichen Bedürfnisse, Reaktionsweisen, Meinungen und Ziele aufeinander treffen, wird es zu Auseinandersetzungen kommen. Oftmals wird der Begriff „spannungsgeladene Auseinandersetzung“ verwendet, der darauf schließen lässt, Konflikte seien negativ zu bewerten. Darum sind Konflikte oftmals unerwünscht und es besteht der Wunsch, diese gar zu vermeiden. Schließlich können Auseinandersetzungen und Störungen, die sich aus nicht ausgetragenen Konflikten ergeben, zu Gewalthandlungen in Schulen führen. Konflikte sind für die psychosoziale Entwicklung der Menschen von großer Bedeutung. So ist es nicht entscheidend, Konflikte zu vermeiden, sondern der Umgang mit Konflikten. Dieser hängt von der individuellen Lerngeschichte jedes einzelnen Menschen ab. Der Mensch reift an Konflikten, indem er in Auseinandersetzungen erfährt, dass es unterschiedliche Sichtweisen gibt, die nicht immer leicht zu verbinden sind.
Warum ist es hilfreich, wenn Schüler*innen helfen Streitigkeiten/ Konflikte zwischen ihren Mitschüler*innen zu lösen bzw. zu schlichten?
Konflikte können in der Schule einen guten Unterricht verhindern, stören das Klassenklima und erschweren die Tätigkeit der LehrerInnen. Hinzu kommt, dass aus Gründen der Zeitnot viele Konflikte zwischen Tür und Angel geregelt werden müssen oder auch beim Schulleiter abgegeben werden, damit er diese löst. Oftmals wird dann aber nur ein „Waffenstillstand“ erreicht, der keinen Frieden schafft. Diese Probleme lassen sich verringern, wenn die Schüler*innen befähigt werden, selbstverantwortlich viele von ihren Konflikten zu regeln.
Konflikte sind für die individuelle und gesellschaftliche Entwicklung notwendig und damit als etwas Positives zu betrachten. Konstruktive Konfliktlösung ist erlernbar und für Kinder und Jugendliche ein wesentlicher Bestandteil des sozialen Lernens. Dieses gilt es anzustreben und das bedeutet, einen Kompromiss zu finden, mit dem beide einverstanden sind.
Was versteht man unter der Schüler*innen-Streitschlichtung?
Die Streitschlichtung ist daher ein kooperatives Verfahren zur gewaltlosen Konfliktlösung bzw. Vermittlung zwischen den streitenden Parteien durch Dritte (eine oder mehrere neutrale Personen). Diese unparteiischen Dritten, die von allen Seiten akzeptiert werden, helfen den Streitenden eine einvernehmliche Lösung zu finden. Dabei werden die Interessen und Empfindungen der Streitenden mit dem Ziel berücksichtigt, gewaltsame Auseinandersetzungen zu vermeiden. Beide Konfliktparteien sollen gleichermaßen durch Übereinkunft eine Lösung finden und zufrieden den Konflikt beenden können. Das Gespräch ist nach festen Regeln strukturiert und streng gegliedert. Wichtige Elemente des Kommunikationsverhaltens wie Aktives Zuhören, Entschlüsseln der Körpersprache, Ich-Botschaften formulieren, sind ausschlaggebend für eine erfolgreiche Schlichtung. Häufig wird dieses Verfahren, auch Mediation genannt, außerhalb der Schule z. B. im Rahmen von juristischen Angelegenheiten angewendet.
Wie verläuft die Ausbildung der Schüler*innen-Streitschlichtung am HVG?
Bei uns an der Schule werden je nach Anzahl der an der Ausbildung interessierten Schüler*innen einmal im Jahr oder alle 2 Jahre von Frau Dräger Streitschlichter*innen ausgebildet, welche dann auch als Paten und Patinnen für die neuen 5. Klassen eingesetzt werden. Die Schüler*innen sind als Ansprechpartner*innen für ihre 5.-Klässler einmal pro Woche in einer großen Pause in den jeweiligen Klassenräumen erreichbar. Dieser Termin wird in Absprache mit den Klassenlehrer*innen festgelegt. Auch bei Klassenfahrten, Wandertagen und anderen Projekten begleiten die Paten und Patinnen ihre Schüler*innen und können somit insbesondere zu „ihren“ Klassen eine vertrauensvolle Beziehung aufbauen und somit bei Konflikten eine Vermittlung leisten. Die Patenschaft endet nicht mit dem Abschluss des 5. Schuljahres, sondern wird auch darüber hinaus in den weiteren Schuljahren fortgesetzt. Für das Engagement als Streitschlichter*innen erhalten die Schüler*innen ein Zertifikat, welches später bei Bewerbungen eine zusätzliche Qualifikation darstellen kann.
Wo findet man weitere Informationen und Ansprechpartner?
Die ausgebildeten Streitschlichter*innen, die aktuell in den 5. Klassen eingesetzt sind, sowie Frau Dräger als Betreuungslehrerin sind gerne jederzeit bereit interessierten Eltern und Schüler*innen weitere Informationen zu geben. Kontakt zu den Ansprechpartnern kann über das Sekretariat hergestellt werden.
Verschiedene Evaluationsstudien haben gezeigt, dass an Schulen, wo diese Programme durchgeführt werden, von einer abnehmenden Gewaltbereitschaft zu berichten ist und die Streitenden, die an einem Schlichtungsprozess teilgenommen haben, sehr selten wieder in Konflikte geraten. Darum hat die Streitschlichtung am HVG einen großen Stellenwert.
Ansprechpartnerin: Ellinor Draeger