Erlebnisse eines 10-jährigen Jungen an einem Kriegstag im Sommer 1944.
Es war ein schöner, heißer Sommertag. Ich spielte draußen mit meinen Freunden. Auf einmal hörten wir ein Brummen von Motoren im Westen meiner Heimatstadt „Schieder“.
Dieses brummende Geräusch wurde immer intensiver und lauter. „Komisch“, dachten wir, dann holte ich mein Fernglas aus dem Haus. Da ja keine Luftangriffssirene heulte, konnten es nur „Deutsche Flugzeuge“ sein, doch an den Kennzeichen der Tragflächen und am Rumpf erkannte ich, dass es „Englische Jagdbomber“ waren.
Sie flogen von West nach Ost, immer der Bahnlinie folgend. Die vier Flugzeuge flogen ca. 1000-1500 Meter hoch. Als sie sich dem Bahnhof näherten, wechselten sie plötzlich die Richtung, flogen zum Kahlenturm auf dem Mörth, drehten und flogen im Sturzflug in Richtung Bahnhof zurück.
Ihre Bordkanonen eröffneten das Feuer auf den Bahnhof Schieder. Dann zogen die Maschinen über den Hainberg wieder nach oben. Die beiden letzten Flugzeuge warfen ihre Bombenlast über dem Bahnhof ab.
Die sehr lauten Explosionen konnte man bis in die Stadt hören. Dieses war ein sehr schneller Angriff, und so schnell wie sie gekommen waren, waren sie auch wieder verschwunden.
Dann bin ich mit meinen Freunden zum Bahnhof gegangen, um zu sehen, was genau geschehen war. Die vier Dampflokomotiven, die in der Nähe des Bahnhofs standen, waren wie ein „Sieb“ durchlöchert. Das alte Stellwerk-Häuschen gab es nicht mehr, und am ehemaligen Bahnübergang klaffte ein riesiges Loch von ca. 10 Meter Durchmesser und 3 Meter Tiefe. Die Bahnschienen standen 2 Meter senkrecht in die Luft.
Leider war das Stellwerk-Häuschen bewohnt, die Frau die darin gewohnt hatte, war bei dem Bombenangriff ums Leben gekommen.