„Ich muss mich entscheiden zwischen Profit und Menschlichkeit“, sagt der Vizepräsident des Festlandstaates am Ende. Dass es diese Entscheidungsmöglichkeit noch gibt, ist die Hoffnung der selbst geschriebenen szenischen Montage des Literaturkurses Welslau. Vor der wieder ausverkauften Aula begann dieses Stück mit der beängstigenden Beschreibung der aktuellen politischen Lage. Ursachen und Folgen der Finanz- und Wirtschaftskrise wurden pointiert beschrieben und endeten mit der provokativen Aussage: „Auch Sie sind schon arbeitslos, Sie wissen es nur noch nicht.“
Was man wissen sollte, deckte der Literaturkurs in seinem Stück auf. Das so genannte Festland hat ein Handelsabkommen mit der Insel Brettonien abgeschlossen und ist so zu Reichtum gekommen, vor allem der Präsident. Das Festland liefert Holz nach Brettonien, woraus dort sogenannte Abelszeichen hergestellt werden – Bretter, die vor den Köpfen der Menschen befestigt werden, um sie so dem Unterdrückungssystem gefügig zu machen und eine Flucht von der Insel unmöglich zu machen.
Ein Schiffbrüchiger allerdings dringt in dieses geschlossene System ein. Der Unterdrückungsapparat tritt in Funktion, kann aber die Liebe zu einer Einheimischen nicht unterbinden.
Zurück auf dem Festland könnte ihr Wissen die lukrativen Geschäfte gefährden. Die Wahrheit soll unterdrückt werden – die Mächtigen Brettoniens und des Festlands sind sich einig. Falsche Zeugenaussagen werden mit Gewalt und Gewaltandrohung erzwungen – dennoch am Ende steht der vorher schon ins Zweifeln gekommene Vizepräsident mit dem Satz vor dem Publikum: „Ich muss mich entscheiden zwischen Profit und Menschlichkeit.“ Kann er es noch?
Diese Frage stellte sich wohl jeder im Publikum, bevor nach einer stillen Denkpause der Beifall aufbrauste.