Das Schuljahr war schon fast vorbei, doch ein Highlight fehlte noch, um das Jahr abzuschließen. Die Literaturaufführung des Kurses von Herrn Welslau fand statt und die Schüler führten das Drama „Spring – The Awakening“ auf.
Es basiert auf dem 1891 erschienenen Stück „Frühlings Erwachen“ von Franz Wedekind, jedoch wurde es für die heutige Zeit umgeschrieben und neue Handlungen wurden hinzugefügt.
In der Rolle der Wendla Bergmann schaffte es Vanessa Schäfer, das Publikum in Atem zu versetzen. Sie spielte die unaufgeklärte 17-jährige, die alle neuen Erfahrungen in der Pubertät machen will. Vanessa bewies sehr viel Mut, sich in einer Szene vor dem gesamten Publikum auszuziehen und überzeugte jeden einzelnen, als sie mit blutüberlaufenen Beinen und zittriger Stimme ihren Eltern gestand, dass sie „das Problem gelöst“ hat. Eine überragende schauspielerische Leistung!
Marcel Steinhage spielte den klugen Melchior, der von seinen Schwestern vergöttert wird und mit seiner „Hexenmutter“ zurechtkommen muss. Marcel konnte sich mit seiner Rolle identifizieren und zuckte nicht vor prekären Szenen zurück. Er zog sich ebenfalls vor dem Publikum aus und zeigte keine Scheu, Vanessa zu schlagen. Hut ab!
Fabian Ottolin, als Moritz Riemenschneider, überzeugte das Publikum mit der tragischen Geschichte seiner Rolle. Moritz, der kleine, schüchterne Junge verliebt sich ausgerechnet in Thea, schreibt ihr Liebesgedichte, und übersieht hinter der rosaroten Brille, dass seine große Liebe eigentlich Martha ist. Fabian hat besonders in Moritz‘ Selbstmordmonolog und dem „Horrortrip“ sein schauspielerisches Talent bewiesen und das Publikum beeindruckt.
Miriam Stolte berührte das Publikum in ihrer Rolle der schüchternen Martha, die vergebens versuchte Moritz‘ Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Ganz allein auf der großen Bühne brachte Miriam bewegend die Verzweiflung ihrer Rolle zur Schau und ließ allen den Atem stocken, als sie ihre blauen Flecke zeigte.
Neele Jabs als Thea spielte überzeugend das reife, selbstbewusste Mädchen, das sich jeden Typen angelt, und konnte in der intimen Szene mit Moritz das Publikum zum Lachen bringen.
Weitere Figuren, die Anhänger der Clique repräsentierten, waren die beiden Homosexuellen (Nico Töberich und Marvin Hütte) und der DJ (Johannes Krahn), die in der Rapszene eine tragende Rolle spielten.
Auch die Familienszenen konnten das Publikum überzeugen:
Wendlas Eltern (Maxi Leite und Johannes Postma) stellten ihre gestörte Beziehung grandios dar, als der geschäftstüchtige Vater, Dirk Bergmann, sich von seiner 23. Sekretärin (Malina Kleß) verführen ließ.
Marthas Familie präsentierte sich als die Idealfamilie: Die Mutter als perfekte Hausfrau (Lena Schilhabel), der Vater als perfekter Arbeitnehmer (Timo Festing) und die Tochter mit den Bestnoten (Paulina Hornung).
Melvin Petrasch spielte Herrn Riemenschneider, der Vater von Moritz, und glänzte dabei in seiner Rolle des skrupellosen Ehemanns, der seine Frau (Michelle Figiel) vollkommen einschüchterte und unter Kontrolle hatte.
In Melchiors Familienszene spielten Amelie Bicker und Markus Segeler die Eltern, die die Zukunft ihres Sohnes nach ihren Wünschen planen. Die zwei Schwestern wurden von Alice Neubacher und Jacqueline Janzen gespielt.
Abseits von der eigentlichen Handlung wurden die Situation und die Charaktere von sieben „Lästerschwestern“ kommentiert, die das Drama mit ihren spitzen Sprüchen abrundeten. Zu ihnen gehörten Kim Eileen Sommerer, Malin Kanne, Jessica Bergmann, Nadine Kriebel, Pia Maleen Jäger, Kim Engel und Alicia Sievert.
Insgesamt haben alle Schauspieler/-innen einen tollen Job gemacht und eine gelungene Aufführung auf die Beine gestellt. Nicht zu vergessen sind die Leute, die diese Veranstaltung überhaupt möglich machen. Sie sitzen zwar nur im Hintergrund, übernehmen aber eine der wichtigsten Rollen: die Technik. Melvin Petrasch, Alex Lindner, Henrik Bublitz und Julian Filges haben dafür gesorgt, dass Licht und Sound immer zum perfekten Zeitpunkt ins Spiel kamen und haben damit einen großen Verdienst für den Erfolg des Stücks beigetragen.
Am Ende bekamen die Schüler und Herr Welslau super viel Applaus und nur positive Resonanzen von Seiten des Publikums. Die Strapazen in dem Monat vor der Aufführung, die Proben an Wochenenden und Feiertagen – alles war in dem Moment vergessen. Schade, dass es sich um ein einmaliges Erlebnis handelt, denn die Schüler würden am liebsten sofort noch einmal aufführen. Es war eine tolle Erfahrung und ein unvergesslicher Abend! Danke dafür!
(Alicia Sievert)