Interview mit dem Kinderarzt Dr. Udo Süthoff

Der Kinderarzt Dr. Udo Süthoff hat mit Kindern aller Altersstufen zu tun, daher erkundigten wir uns zu Beginn erst einmal im Allgemeinem, ob er mit sprachgestörten Kindern zu tun habe. Hierauf gab er die erschreckende Antwort, dass es sich unter den Kindern von vier bis fünf Jahren um 40% handelt, bei denen die Sprachentwicklung Defizite aufweist.

Dieser erstaunlich hohe Prozentsatz sinke dann aber mit wachsendem Alter und sei dann unter den Sechsjährigen auf eine sehr niedrige Zahl gesunken, da hier nur noch in Ausnahmefällen Sprachfehler bei den Kindern zu entdecken seien.

Eine Therapie bei einem Logopäden, erklärte der Kinderarzt, sei also bei einem vierjährigem Kind noch nicht zu empfehlen. Im gewöhnlichem Verlauf besuche das Kind , bei dem Störungen in der Sprachentwicklung festgestellt wurden, den Kinderarzt jedes halbe Jahr, damit Kontrolluntersuchungen durchgeführt werden können. Dort wird dann auf Grund der Schwere der Sprachstörung entschieden, ob das Kind bereits im für Sprachtherapie ungewöhnlich frühem Alter von viereinhalb oder fünf Jahren den Logopäden aufsuchen müsse (z.B. bei universeller Dyslalie= es ist keine vernünftige Sprachentwicklung vorhanden).

Außerdem gäbe es, erläuterte der Arzt, der außerdem einige Jahre als Geschäftsführer eines Kindergartens tätig war, dass es spezielle Vereine gäbe, die sich mit der Förderung gestörter Kinder(motorische Störungen, Störungen in der Entwicklung und in der Sprache) befassen würden. Diese Frühförderung sei speziell für Kinder unter vier Jahren gedacht, die noch nicht zum Logopäden geschickt würden.

Auf die Frage, was er zur Förderung der Sprachentwicklung in den Kindergärten sagen könne, antwortete er, dass einmal im Jahr ein Sprachheilberater des Gesundheitsamtes die Kindergärten besuche. Würde bei dem Kind ein Defizit festgestellt, so bekämen die Eltern eine Benachrichtigung mit der Empfehlung den Kinderarzt aufzusuchen.

Als wir uns nach besonders häufig auftretenden Krankheiten erkundigten, nannte er folgende:

  • TR/DR- Dyslalie: bei der TR/DR- Dyslalie ist das Kind nicht fähig die Konsonanten D und T in Verbindung mit dem Konsonanten R, also TR bzw. DR auszusprechen. Beispiel: Drachen = Grachen Trommel = Krommel
  • KR/GR- Dyslalie: Es ist dem Kind nicht möglich die Konsonanten G und K in Verbindung mit R auszusprechen.
    Beispiel: Krone = Trone Grün = Drün
  • Segmatismus Interdentalis: Lispeln, hier wird die Zunge zwischen die Zähne geschoben, das „S“ kann nicht gesprochen werden.

Wir erkundigten uns, ob Eltern von selbst auf die Idee kämen einen Arzt aufzusuchen und ob ihnen die Schwierigkeiten ihrer Kinder in der Sprachentwicklung überhaupt auffielen.

Hierauf kam die Antwort, dass es manchen Eltern gar nicht bewusst wäre, dass ihre Kinder Schwierigkeiten im Sprachgebrauch haben, dafür gäbe es aber ja dann die Vorsorgeuntersuchungen beim Arzt und die Tests im Kindergarten, die ja der Festsstellung solcher Defizite dienen.

Bei einem dieser Tests handle es sich zum Beispiel um das „Bielefelder Screening“. Dies stelle sich so dar, dass speziell ausgebildete Erzieherinnen einen Screening-Test mit allen Kindern machen würden, die in die Schule kommen sollen. Hierbei würden eventuelle Sprachauffälligkeiten deutlich.

Würden bei diesem Test, der leider nur in Evangelischen Kindergärten angeboten wird, Auffälligkeiten gefunden, müssten die Kinder vorerst 20 Wochen lang jeden Tag 10 Minuten lang spezielle Übungen (hier handelt es sich um Erzählen/ Sprachspiele und das Vorlesen durch Erwachsene)machen.

Ist die Auffälligkeit im Schreib- und Sprachgebrauch des Kindes immer noch stark, so würde den Eltern von den Erzieherinnen empfohlen werden den Kinderarzt aufzusuchen und sich von dem ein Rezept für die Therapie bei einem Logopäden verordnen zu lassen.

Zuletzt fragten wir noch, wie denn die Beteiligung der Kinder an den Spielen zur Sprachförderung sei und ob sie Freunde an ihnen hätten.

Hierzu äußerte sich der Kinderarzt folgendermaßen: vier- bis fünfjährige Kinder seien mit viel Freude dabei und ließen sich gut auf die Spiele ein. Mit jüngeren Kindern sei das etwas schwieriger, doch im Großen und Ganzen würden die Übungen gerne gemacht, da die Kinder durch diese im Spiel lernen.

Wir bedankten uns bei Dr. Süthoff und erfuhren noch, dass in dem Test zur Schulreife (BUEVA) die Artikulation, die Grammatik und die Konzentration getestet würden. Wobei drei der fünf Tests die sprachliche Kompetenz beträfen. Letztendlich verabschiedeten wir uns dann doch mit Dank für die Information und die geopferte Zeit.