Im Mittelalter dachten die Menschen, die Erde sei eine Scheibe, so lernen es Schüler heute noch. Und das ist offenbar grober Unfug.
So konstatierte bereits der katholische Heilige und Kirchenvater Augustinus um das Jahr 400 unmissverständlich, die Erde sei eine Kugel und stehe als „moles globosa“ im Zentrum des Weltalls. „Von diesem Moment an gab es keinen Zweifel mehr, von welcher Form die Erde ist“, sagt Krüger.
Dieser Herr Krüger heißt Reinhard Krüger, und Mitte der 90er Jahre kam dem Romanisten von der Uni Stuttgart etwas sehr spanisch vor.
Wieso war Marco Polo auf seine Reisen südlich des Äquators im 13. Jahrhundert nie vom „Tellerrand““ gefallen – und hatte auch nichts über das Ende der Welt berichtet? Angespornt vom Schulbuch seiner Tochter forschte Krüger weiter.
Er ackerte sich durch 221 Bände der „Patrologia Latina“, der umfassenden theologischen Textsammlung des alten Christentums. Er untersuchte, welche Autoren sich auf welche Vorgänger beriefen – eine mühsame Lesereise durch mehr als 1800 Jahre Wissenschaftsgeschichte. Und er fand etwa 90 einflussreiche mittelalterliche Gelehrte, die seine Zweifel an der Dummheit des Mittelalters bestätigten. Auf der Gegenseite blieben nur jene drei Außenseiter übrig, die von einer flachen Erde geträumt hatten.
Und diese drei Außenseiter wurden von den aufgeklärten Schreiberlingen der Moderne etwas zu prominent als Ungebildete hervorgehoben, nur um die eigene Überlegenheit zu betonen.
Glaubt Ihr alles nicht? Dann solltet Ihr hier weiter lesen.