Grundlagentext: Was ist Tiefenpsychologie?

Was ist Tiefenpsychologie? Tiefenpsychologie ist der Sammelbegriff für alle psychologischen Theorien. Hierbei werden die unbewussten Vorgänge für das Seelenleben und Verhalten herausgestellt. Bei dem Begriff der Tiefenpsychologie stößt man z.B. auf Begriffe wie Vorbewusstsein, Unbewusstsein und Unterbewusstsein oder Begriffe wie das Ich, das Über-Ich und das Es. Im weiteren Verlauf werden diese Begriffe noch näher erläutert.

Menschen behaupten oft, dass sie sich sehr gut kennen würden. Nachdem Ihr diese Seite gelesen habt, könnt Ihr selber entscheiden, ob Ihr von Euch behaupten könnt, dass diese Behauptung stimmt. Zunächst jedoch noch einen kurzen Überblick über das Leben des Siegmund Freud.

Das Leben des Sigmund Freud

  • Geb.: 6.05.1856 in Freiburg
  • Gest.: 23.09.1938 in London
  • er studierte Medizin mit dem Schwerpunkt Neurologie
  • arbeitete danach ein paar Jahre in der Forschung
  • eröffnete anschließend eine Arztpraxis in Wien
  • durch die Krankheit Hysterie erkannte er den seelischen Zustand (Seele kann krank sein)
  • beschäftigte sich mit Träumen und fand heraus, dass Träume Erinnerungen an Ängste und unterdrückte Gefühle enthalten
  • er fand heraus, dass sich die Lust des Menschen auf den Mund (orale Phase), den Analbereich (anale Phase) und den Genitalbereich konzentriert
  • ein weiteres Phänomen, das er erkannte, ist der Ödipus-Komplex (Mädchen fühlen sich eher zum Vater geneigt, Jungen eher zur Mutter)
  • Begründer der Psychoanalyse (Tiefenpsychologie)

Das Vorbewusstsein

Das Vorbewusstsein oder die Erinnerung gelangen nicht von selbst in das Bewusstsein, können aber jeder Zeit in das Bewusstsein gerufen werden. So kann man z.B. auf Erlebnisse oder Erinnerungen zurückgreifen, die man häufig erlebt hat, aber nicht mehr bewusst wahrnimmt. Beispiel: Wenn eine Person täglich den gleichen Weg entlang fährt, nimmt sie nach einiger Zeit Gebäude, Seen oder ähnliches nicht mehr bewusst wahr, da es nichts Besonderes mehr für die Person darstellt. Würde man die Person eines Tages ansprechen, ob er eine Wegbeschreibung dieses Weges geben könnte, wäre dies kein Problem. Die Person könnte ganz ohne Hilfsmittel eine ganz genaue Wegbeschreibung machen, obwohl er diese eigentlich schon lange nicht mehr bewusst wahrgenommen hat. Hierbei würde die Person sogar auf kleinere Details eingehen können.

Das Unterbewusstsein

Das Unterbewusstsein ist ein lebenslanger Speicher von Erfahrungen, Gefühlen und Erinnerungen. An diesem Ort werden instinktive Entscheidungen getroffen – und das völlig vorurteilsfrei. Das Unterbewusstsein lernt jeden Tag und akzeptiert auch unlogische Inhalte wie Märchen, Magie oder Wunder. Es zeigt niemals Ermüdungserscheinungen und ist dafür verantwortlich, dass immer wieder wiederholte Gedanken und Handlungen zur Gewohnheit übergehen. Das beste Beispiel dafür ist das Autofahren. Wie schwer war es am Anfang und wie leicht geht es nach einiger Zeit, wenn es vom Unterbewusstsein abgenommen wurde. Das Unterbewusstsein kann von dem bewussten Teil gelenkt und kontrolliert werden. Wie genau das funktioniert, ist jedoch noch nicht erforscht.

Das Unbewusste

Das Unbewusste kann als Teil unserer Seele verstanden werden, das auf unser inneres Erleben und äußeres Handeln Einfluss nimmt, ohne dass wir uns dessen bewusst sind. Durch gezielte Behandlung (Psychoanalyse, Untersuchungsverfahren seelischer Vorgänge) will man Teile des Unbewussten erkennbar machen um unbewusste Probleme zu lösen. Dies bewirkt bessere Erkenntnis der Bedürfnisse und eine Befriedigung beim Patienten.

Theoretische Prinzipien der Tiefenpsychologie

Verschiedene tiefenpsychologische Schulen haben unterschiedliche Persönlichkeitsmodelle entwickelt. Sigmund Freud entwickelte das Prinzip eines komplexen Beziehungsgefüges, das aus drei personalen Schichten besteht: Es, Ich und Über-Ich.

Der psychische Apparat:

  • der Psychische Apparat besteht aus einem ES, ICH und ÜBER-ICH –
  • das ES → das Erlebte – alle geerbten Eigenschaften (Charakterzüge) ab der Geburt dort festgelegt –
  • entwickelt sich unter Einfluss der Umwelt –
  • das ICH → das Selbsterlebte – Vermittler über willkürliche Bewegungen, Selbstbehauptungen und Erfahrungen
  • strebt nach Lust
  • will der Unlust ausweichen
  • im Schlafzustand entzieht sich das ICH der Außenwelt
  • das ÜBER-ICH → das von anderen Übernommene
  • entsteht durch z.B. Erziehung durch Eltern und Lehrer, soziales Milieu, Rasse und Vorbilder etc.
  • ES und ÜBER-ICH präsentieren die Einflüsse der Vergangenheit
  • Handlungen des ICHs sind richtig, wenn sie gleichzeitig den Anforderungen des ES des ÜBER-ICHs und der Realität entsprechen
  • Beziehung von ICH und ÜBER-ICH ist von Eltern abhängig (Vorbild)
  • Prägung des ICHs durch das ÜBER-ICH (Vorbildfunktion)

Prinzip des Unbewussten:

Die Annahme eines dem Bewusstsein vorgelagerten Bereichs. Ich-Prinzip: Vom Ich wird behauptet, es folge der Realität und solle somit die Wahrnehmung der Welt vermitteln. Zudem steuert es das vernunftgeleitete Handeln. Verschafft Triebbefriedigung z.B. durch Suche nach Nahrung. Libido-Prinzip: (Libido = Energie) Steuert den größten Teil der Triebhaftigkeit.

Prinzip der Verdrängung:

Die nicht durch das ICH bewältigte Triebenergie verbleibt im Unbewusstsein. Das ICH ist um Anpassung, Umsicht und Voraussicht bemüht und verdrängt somit kurze emotionale Ausbrüche, die langfristig betrachtet Schaden anrichten könnten. Prinzip der Gegenverdrängung: Verdrängte libidinöse Impulse bleiben im Unterbewusstsein aktiv und wollen ins Bewusstsein zurückkehren. Sie beeinflussen Handlungen in ihrem Sinne (Symbole in Träumen).

Verdrängte Handlungsimpulse verändern den Ablauf des Verhaltens; das Rationale, realitätsgerechte Verhalten wird durch irrationales, neurotisches Verhalten abgelöst. Prinzip der frühkindlichen Fixierung: In der frühkindlichen Sozialisation erfährt der Mensch erste schwere Konflikte und behält davon seelische Wunden (Traumata). Mit dem ersten großen Traumata beginnt die Verdrängungsgeschichte. Komplexer entstehen durch Verbindungen von verdrängten Inhalten und Affekten. Ohne Befreiung davon bleibt der Mensch auf diese fixiert.

Quellen:

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