Zeitzeugenbericht einer älteren Frau, die den Krieg als junges Mädchen auf dem Land miterlebt hat. Sie lebte damals in Hohenhausen, einem lippischen Dorf im heutigen Kalletal.
Zur damaligen Zeit vermissten die Kinder ihre Väter sehr, da diese in den Krieg mussten. „Wir wusste nicht, wie es ihnen geht, ob sie vermisst oder gar tot waren“, denn oftmals gab es wochenlang keine Post. Keiner wusste, wie es an der Front jeweils aussah.
Die Kinder und Mütter litten, die Mütter mussten arbeiten, die Kinder waren auf sich gestellt. Die Schule fiel ständig aus, es gab keine Lehrer, im Winter war die Heizung kaputt oder es fehlte an Koks, sodass viele Stunden ausfielen.
Viele Ereignisse sind noch immer in Erinnerung geblieben. Es gab zwar keine Bombenangriffe in Hohenhausen, jedoch lag hier die Flugschneise zur Weser. Häufig flogen Flieger über die Häuser in Richtung Weser um dort die wichtigen Weserbrücken zu zerstören.
Die Menschen hatten immer Angst, dass auch schon mal über ihren Häusern Bomben abgeschmissen werden. Man fürchtete außerdem die Abfangjäger. „Sie starteten in Detmold und schossen die Flieger über unseren Wäldern ab.“
Ein Ereignis war besonders grauenvoll. Nachdem die Abfangjäger die Flieger abgeschossen hatten, fielen die Bomben. Sie trafen zum Glück ein Feld, es entstand jedoch ein riesiger Krater und die Splitter zerstörten den anliegenden Bauernhof. Man war sprachlos, als man sich später den Unglücksort angeschaute. „Die Pferde und Kühe lagen tot auf dem Hof“, erinnerte sich Frau Tegt. Menschen sind jedoch nicht umgekommen.
Als kurze Zeit später die fünf Piloten gefangen genommen waren, wurde auf dem Friedhof ein Massengrab ausgegraben. Nachts wurden die Piloten vor das Grab gestellt, fünf Männer aus dem Dorf mussten sie dann von hinten erschießen. Vier Schüsse fielen, doch der Fünfte nicht, der Schütze, der selber seine Söhne im Krieg hatte, sagte: „Leck mich am Arsch, ich kann das nicht.“
Bei einer Gerichtsverhandlung im Jahre 1948 wurden alle Schützen erhängt, außer der Fünfte. Der Pilot sagte aus, was der Schütze damals gesagt hatte.
In einem anderen Fall wurde ein junger Pilot abgeschossen, er stürzte in einem Wald ab, seine Arme und das Gesicht waren blutig zerkratzt, er wurde unversorgt in ein altes Bauernhaus gesperrt. Er bekam nur Brot und Wasser, ein WC gab es in dem Haus nicht. Er guckte den ganzen Tag durch ein Fenster. „Wir Kinder hatten Mitleid mit ihm, wir wollten ihm was Warmes bringen, doch das war strengstens verboten“, berichtete Frau Tegt. Nach zwei Tagen wurde er weggebracht, wohin weiß keiner.
Außerdem ist ein schweres Busunglück in Erinnerung geblieben. Ein voller Bus mit Flüchtlingen fuhr durch eine Lichtung, als es Tieffliegeralarm gab. Viele Menschen konnten nicht mehr rechtzeitig in den naheliegenden Wald fliehen, sie wurden erschossen.
Auch wenn in Hohenhausen keine wirklichen Bombenangriffe stattgefunden haben, so gab es doch einige schreckliche Ereignisse, die in Erinnerung bleiben.