Was nun? – Zerstörungen in Nasca

Nicky Brügge-Mückert

Den ganzen Tag gestern und auch in der Nacht gibt es weitere – nicht ganz so heftige – Erdstöße. Auch heute spüren wir ein ständiges Wackeln. Geräusche hören wir keine.

In den seismologischen Nachrichten stehen wir mit dem Beben auf der Richterskala mit 5,7. Unsere Kinder evakuiere ich noch gestern Abend ins Casa Pachamama per Notfall.

Alle laufen mit Matratzen über die Strasse, mit ihrem Bettzeug, und glücklicherweise finden es die Kinder aufregend und witzig und lachen…das Notlager auf der Erde lockt zu einer Kissenschlacht…..Kinder, sie haben schon fast vergessen.

Gestern habe ich gleich unseren Versicherungsmann angerufen, der auch heute kam, um alles in Augenschein zu nehmen, denn wir sind ja gegen Erdbeben versichert.

Der Herr erscheint heute Morgen schon früh und überrascht uns damit, dass nur bezahlt wird, wenn das Haus am Boden liegt…ja, ja, Versicherungen. Und nun?

Noch gestern stellen wir fest, dass das Beben das gesamte Dach in der Albergue gelupft hat, und ich darf nicht daran denken, was bei einem weiteren Beben passieren könnte…die Kinder vielleicht gerade in den Räumen…

das Foto zeigt das zerstörte Dach Der Schaden sieht erheblich aus. Wir sind aufs Dach gestiegen und konnten sehen, dass das Dach Risse im gesamten Oberflächenbereich zeigt, alles hat sich gelockert, Löcher, die ganz tief liegen und alles durchgesackt. Die „Cañas de Guayaquil“ (Bambusstämme, die in das Dach verarbeitet sind) sind in den Zimmern aus ihren Verankerungen gerutscht, und das ist höchst gefährlich, und sie werden bei einer möglichen weiteren Bewegung der Erde herunterbrechen und auf die Betten fallen.

Ich habe die Sektion der Schlaf- und Badezimmer gleich gestern sperren lassen, dass niemand mehr dort hinein kann. Und wir haben ja von allen Kindern nur wenige Sachen dort aufbewahrt…..

Eine Wand hat sich bereits geneigt, daneben hat sich der Putz gelöst und ist – auch an anderen Stellen -runtergefallen. Wasserröhren sind geplatzt. Die Wände haben überall Risse. Die Strohabdeckungen in der Albergue sind alle vom Dach gerutscht und haben sich verklemmt…und so weiter und so weiter.

Unterhalb der Dachsimse hat sich der Putz gelöst und große Löcher gebildet. Wenn ich alles aufführen würde, es würde zu weit führen.

Unser Problem ist momentan wirklich groß, denn wir müssen so vieles erneuern, damit die Kinder wieder in ihr Haus zurückkehren können. Was nun?

Nach dem Erdbeben vor neun Jahren – damals war das Erbeben stärker (6,9 auf der Richterskala) – war ALLES auf der Erde. Jetzt ist zwar nicht alles auf der Erde, aber trotzdem müssen wir ziemlich alles erneuern. Die unterirdischen Schäden (z.B. Röhren) sind noch nicht abzusehen. Ich fühle mich im Moment total ohne Saft und Kraft und Mut. Benefiz, betteln, warten??

…und alle Bilder hängen (immer noch) schief.