Gute Noten: Schule ködert Schüler mit Geld

Direktor verteidigt Belohnung als leistungs- und motivationsfördernd

Bristol (pte/18.11.2005/06:50) – Eine Mittelschule in Bristol sorgt derzeit für Aufregung. Wie britische Medien berichten, zahlt die Schule ihren Schülern für das Erreichen von angestrebten Noten einen finanziellen Bonus. Am Anfang des Schuljahres werden die Jugendlichen in allen Fächern evaluiert. Aufgrund dieser Beurteilung erfolgt die Festlegung von Notenzielen, an welchen die Schülern am Ende des Jahres gemessen werden. Das Erreichen eines vorausgesagten Notenwertes ist zehn Pfund (rund 15 Euro) wert, für eine über der Erwartung liegende Beurteilung bekommt man weitere fünf Pfund zusätzlich.

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„Wir wollen unseren Schülern vermitteln, dass, wenn du hart arbeitest und deine persönlich gesteckten Zielen erreichst, du dafür belohnt wirst“, erklärt Schuldirektor Ray Priest die ungewöhnliche Maßnahme. Es stehe völlig außer Frage, dass die Belohnungen die Motivation der rund 1.300 Schüler enorm angekurbelt und zu neuem Enthusiasmus geführt habe, so Ray. Durchschnittlich erhielten die bei der Geldausschüttung berücksichtigten Schüler für ihren GSCE-Abschluss jeweils 180 Pfund (265 Euro). Der Spitzenverdienst lag gar bei 410 Pfund.

„Ein Belohnungssystem für schulische und persönliche Leistungen ist selbstverständlich wichtig“, meint Brigitta Srncik, Leiterin der Beratungsstelle für Allgemein Bildende Pflichtschulen im Stadtschulrat Wien , gegenüber pressetext. Neben anerkennenden Worten würden Eltern und Verwandte als Belohnung sicherlich auch bei uns verstärkt auf Geld und andere materielle Wertsachen setzen, so die Expertin. Dies berge jedoch die Gefahr, dass mit dem Älterwerden der Schüler die finanzielle Erwartung immer höher hinauf geschraubt werde bzw. regelmäßige Belohnungen den symbolischen Wert schmälern würden. Außerdem sei es grundsätzlich problematisch, wenn die Lust am Lernen ausschließlich durch äußere Impulse wie Geld motiviert werde und nicht intrinsisch vom Schüler selbst ausgehe, so Srncik.

„Studien haben gezeigt, dass ein ausschließlich über materielle Zuwendungen definiertes Belohnungssystem auf Dauer nicht funktioniert“, meint Srncik weiter. Viel wichtiger für eine gute Arbeitshaltung und die Motivation der Kinder und Jugendlichen sei vielmehr, dass Eltern oder Bezugspersonen diesen Aufmerksamkeit zuteil werden lassen und sich mit ihnen und ihren Problemen auseinandersetzen. Veränderte gesellschaftliche Rahmenbedingungen, die berufstätigen Eltern oftmals nur wenig Zeit ließen, würden sich dabei als ein ebenso großes Problem erweisen wie die in den letzten Jahren angestiegenen Schülerzahlen pro Klasse, so die Schulpsychologin gegenüber pressetext abschließend.

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Redakteur: Martin Stepanek

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