Robbie Williams und Emilia Galotti

„BILD-Gewinnerin Simone (23): So war es mit Robbie.“ titelt die BILD-Zeitung am 12 Dezember. „Sie durfte das tun, wovon Millionen Frauen träumen: Mega-Star Robbie Williams (31) sehen, umarmen, küssen!“ Man könnte meinen, es gäbe einen direkten Bezug zu einer Theateraufführung der Landesbühne Hannover, die mit einem Pop-Star beginnt, der eine Robbie-Williams-Show bietet. Die in Partnerschaftsfragen noch völlig unerfahrene Emilia wird von ihm begehrt und schließlich mit allen Mitteln verführt. Das ist eine der Ideen in der Theaterinszenierung von Lessings „Emilia Galotti“ durch die Landesbühne Hannover – eigentlich ein bürgerliches Trauerspiel, das im Jahre 1772 uraufgeführt wurde. Grit Sommer mit dem Prinzen-Star auf dem Bildschirm

Grit Sommer, Dramaturgin der Landesbühne, bot den Schülerinnen und Schülern der Jahrgangsstufe 12 interessante Einblicke in die manchmal überraschenden Inszenierungsüberlegungen, durch die die auch heute vorstellbaren Probleme und Konflikte herausgearbeitet wurden. Etwa die zwischen den moralisch überstrengen Eltern und ihrer noch unerfahrenen und unselbständigen Tochter, zwischen dem intriganten Berater Marinelli und dem Bräutigam Emilias oder zwischen ihm und der selbstbewussten Gräfin Orsina, schließlich auch mit der Darstellung der Hilflosigkeit Emilias gegenüber den vielfach erprobten Verführungskünsten des Prinzen-Stars.

Und wie soll das alles ausgehen, fragt sich jeder am Ende des Stückes. Darauf gibt diese Hannoveraner Inszenierung keine eindeutige Antwort. Drei Möglichkeiten werden am Ende vorgestellt. Die Originalversion: Die ihren Selbstmord planende Emilia bringt ihren Vater dazu, sie zu töten. Die krasse Variante: Marinelli ermordet Emilias Vater, den Prinzen und Emilia, um seine eigenen Verbrechen nicht an`s Licht kommen zu lassen. Und die neue Möglichkeit: Emilia bemächtigt sich des Mordwerkzeugs und geht hinaus – in eine neue Freiheit?

Die junge Regisseurin Karin Drechsel hat es jedenfalls geschafft, ein bereits recht altes Theaterstück lebendig zu machen. Der Dramaturgin Grit Sommer ist es in ihrem Foto-Vortrag gelungen, den Inszenierungsprozess lebendig zu machen, zu zeigen, welch vielfältige Überlegungen in Kostümen, Bühnenbild oder schauspielerischen Möglichkeiten stecken, auch welche symbolische Bedeutung ein oft nur kurzer Moment auf der Bühne haben kann.

Informationen zu „Emilia Galotti“

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