Mut und Menschlichkeit – Rita Süssmuth erhält den Reinhard Mohn Preis

20150611_114718April 2015: In meinem Postfach finde ich eine Einladung zur Verleihung des Reinahrd Mohn Preises von der Bertelsmann Stiftung. Bitte? Ich, vom HVG, bin eingeladen? – Zu was genau? Auf der Homepage der Stiftung finde ich Folgendes: Die Bertelsmann Stiftung sucht weltweit nach Ideen und Lösungen, die im Sinne ihres Stifters Reinhard Mohn zu Gemeinwohl, Teilhabe und nachhaltigem gesellschaftlichen Fortschritt beitragen. In jedem Jahr hat der Reinhard Mohn Preis einen anderen thematischen Schwerpunkt. Achso. Wow!
11. Juni 2015: Auf geht’s in das Theater Gütersloh, denn heute erhält Rita Süssmuth den Reinhard Mohn Preis, unter dem Titel „A Fair Deal on Talent – Migration gerecht gestalten“. Und ich erfahre, besser gesagt, erkenne warum ich hier bin. Die Preisträgerin selbst sagt es: „Ich kann es nicht allein.“ Was sie genau meint? Rita Süssmuth hat sich in herausragender Weise dafür engagiert, dass Migration und Integration in Deutschland und weltweit gerecht gestaltet werden. Sie ist Wegbegleiterin einer zukunftsfähigen Migrationspolitik – ihr Rat wird national und international gesucht, schreibt die Bertelsmann Stiftung.
Süssmuth ist eine wahre Pionierin: Sie leitete unter anderem eine Zuwanderungskommission, die von der Bundesregierung eingesetzt wurde und erarbeitete wichtige Impulse für ein neues Ausländerrecht. Sie zeigte bereits in den 1990er Jahren, dass Deutschland ein Einwanderungsland ist. In der Vorstellung ihrer Person wurde deutlich, dass Süssmuth nie aufgegeben hat, für ihre Ideale und Ziele zu kämpfen. „Wenn jemand ‚Das kommt nicht in Frage!‘ gesagt hat, dann dachte ich mir immer: ‚Das wollen wir doch mal sehen.'“, betonte sie. Besonders deutlich hob die Preisträgerin hervor, dass interkulturelle Bildung kein Luxus, sondern das Fundament für eine geordnete Zivilisation sei.
Laut Dr. Jörg Jäger von der Bertelsmann Stiftung werden die neuen, aktuellen Herausforderungen im Bereich der Migration das Leben im 21. Jahrhundert mitbestimmen. Derzeit lebten etwa 230 Millionen Menschen außerhalb ihres Geburtslandes – bis Mitte des Jahrhunderts werden es laut einer Studie der Bertelsmann Stiftung mehr als 400 Millionen Menschen sein, erklärte er. Jäger betonte, dass er auf Reisen im Ausland für die Offenheit Deutschlands häufig gelobt werde und führte dann aus, dass man nun nicht aufhören dürfe, eine Willkommenskultur zu erschaffen und zu leben. Und deshalb war ich, waren Hannelore Kraft und viele weitere Gäste ins Theater nach Gütersloh geladen. Es geht nicht alleine: Eine Willkommenskultur muss gemeinsam ge- und erlebt werden. Die Rednerinnen und Redner riefen zu Mut und Menschlichkeit auf. Mut, weil plötzlich ganz neue Menschen mit anderen Werten nach Deutschland kommen, weil die Welt sich durch die Globalisierung und den demografischen Wandel im Umbruch befindet. Menschlichkeit, weil wir alle nur Menschen sind. Man müsse eine Win-Win Situation schaffen und zwar für alle Beteiligten, also für die hiesige Bevölkerung, Deutschland, die Flüchtlinge und Migranten und genau so auch deren Heimatländer. Mir wurde klar: Auch wir am HVG sind in gewisser Weise Pioniere, denn wir setzen uns für die Verwirklichung der Werte Vielfalt, Courage und Toleranz im Schulalltag ein. Diese Veranstaltung ist eine Motivation, damit weiter zu machen. Mit großem Mut und Menschlichkeit.

Dominic Behde