Interview mit einer Mutter

Meine Tante, die ich wegen ihrer Geschichte bezüglich ihres eigenen langwierigen Spracherwerbs befragt hatte, hat selbst vier Kinder, die mit Sprachfehlern das erste Schuljahr durchlaufen hatten und wahrscheinlich noch durchlaufen werden (Der Jüngste ist fünf.). Angesichts dieser Tatsachen kann man von einem täglichen und intensiven Kontakt mit Sprachproblemen bei ihr ausgehen.

Die Probleme liegen bei allen Kindern bei der Artikulation (z.T. Lispeln) und beim Weglassen oder Ersetzen verschiedener Laute (Dyslalie).

Nachdem ihre Kinder erst relativ spät mit dem Sprechen begonnen haben, haben sie Schwierigkeiten bei der Konsonantenbildung von „k, r und g“ und das bis ins Schulalter. Der Jüngste spricht den Namen seines Bruders zum Beispiel so aus: „Anhi“ statt „Andri“. „R“ (in Verbindung mit „t/d“) wird meist durch „h“ ersetzt, „k“ durch „t“.

Meine Tante hat bis zu ihrem vierten Lebensjahr selbst nicht geredet und konnte erst mit acht Jahren den Buchstaben „r“ aussprechen.

Bei den regelmäßigen Untersuchungen beim Kinderarzt wurde schließlich eine Behandlung beim Logopäden bzw. der Besuch einer Sprachschule angeordnet, um gegen die Störungen vorzugehen. Dort wurden zwei der „betroffenen“ Kinder spielerisch zum Sprechen ermutigt: Alltags- und Interessenbegriffe sollten z.B. gemalt und benannt werden, Geschichten dazu selbst erzählt bzw. nacherzählt werden etc.; Zungenspiele und andere mundmotorische Spiele sollten den Kindern helfen, ihren Lautapparat bewusst, später unbewusst, zu koordinieren.

Diese Übungen wurden dann zu Hause fortgeführt und auch auf die übrigen Kinder angewendet.

Zusätzlich hatte auch das Vorlesen und Anschauen von Büchern einen festen Platz in der Tages(?)-Ordnung mit den Kindern, die laut meiner Tante Verbesserungsvorschläge ruhig angenommen haben und auch immer wieder versuchten, diese umzusetzen.

Die Kinder (eher die Jungen) waren im Umgang mit anderen nicht gehemmt oder ängstlich, wenn es um das Sprechen (voreinander und miteinander) ging, ausgenommen die anfängliche Schüchternheit beim ersten Kontakt. Doch die ist bekanntlich sogar bei Erwachsenen zu finden und gilt allgemein als normal.

Der Jüngste befindet sich in der letzen Phase der regelmäßigen (vorgeschriebenen) Untersuchungen. Da er die oben genannten Laute noch immer nicht bilden kann und der behandelnde Arzt nur wenig sichtbare bzw. hörbare Fortschritte festgestellt hat, wird (wenn keine rasche Änderung vor Schulbeginn eintritt) evtl. wieder ein Logopäde zur Hilfe hinzugezogen werden.