Die Schülerinnen und Schüler des Grundkurses Pädagogik haben sich auf ein Projekt eingelassen. „Das Leben im Alter“ wollen sie kennenlernen. Ihre Pädagogik-Lehrerin, Frau Dräger, und Frau Strätner als Vertreterin der Jugend- und Senioreneinrichtungen des Kreises Lippe hatten die Idee, dies in persönlichen Kontakten zwischen SchülerInnen und Bewohnerinnen von Seniorenheimen zu ermöglichen. Nach der Vorbereitung im Unterricht mit ersten Überlegungen, wie man sich kennenlernen und miteinander ins Gespräch kommen könnte, gab es am 14. Juni das erste Treffen.
Eine Gruppe betagter Damen aus den Seniorenheimen Blomberg und Detmold versammelten sich im sogenannten„Ei“, im Neubau unserer Schule. Das „Ei“ war weitgehend leer geräumt, damit die Seniorinnen mit ihren Gehhilfen und Rollstühlen ohne große Probleme Platz finden konnten. Die Seniorinnen warteten etwas skeptisch auf die jungen Leute. Wo blieben die? Frau Dräger hielt wiederholt Ausschau. Nichts tat sich. Der offizielle Beginn der Veranstaltung war erreicht. Die Seniorinnen saßen allein da. Doch dann – Erleichterung – kamen alle SchülerInnen gleichzeitig , vorsichtshalber also in der großen Gruppe.
Welch ein Gegensatz zu dem Bild dann am Ende des Treffens. Ein fröhliches Gewusel vor dem Neubau. Die Schülerinnen schoben die Rollstühle, hakten die Damen hilfreich unter die Arme, zeigten ihnen die Toiletten, halfen zusammen mit den Zivildienstleistenden beim Einsteigen in die Autos, lachten und verabschiedeten sich mit freundlichen Worten – und alle freuten sich auf das nächste Treffen.
Was war passiert?
Nach etwas zögerlichem Beginn kam der Moment, auf den sich die Schülerinnen vorbereitet hatten, vor dem sie aber auch etwas Angst hatten. Sie sollten auf eine der älteren Damen zugehen, sie um ein Gespräch bitten und sich in der Kleingruppe ein wenig zurückziehen.
Als tatsächlich so der erste Kontakt hergestellt war, führten alle sehr schnell für beide Seiten interessante Gespräche. Gesa bestätigte dies später: „Das hat mir gut gefallen, wir haben uns gut unterhalten.“ Lisa ergänzte: „Das war ganz anders als erwartet, ich hatte mir das viel verklemmter vorgestellt. Wir haben uns ganz offen unterhalten. Das war gut.“ Frau Kehne aus Barntrup bestätigte das: „Ich hab´ne gute Unterhaltung gehabt.“
Ein beliebtes Thema dabei waren die unterschiedlichen Erfahrungen mit der Schule. Frau Strass erinnerte an die Schule in Zeiten des Krieges, auch an sehr rabiate Erziehungsmethoden. „Heute ist das Gold, wenn man das mit früher vergleicht.“
Die 103-jährige Frau Hildegard Stenzel fasste ihre Eindrücke am Ende mit den Worten zusammen: „Ich danke Ihnen, dass sie zugehört haben. Sonst haben die Jungen keine Zeit zum Zuhören. Ich fand das richtig gut, dass ich ein bisschen raus konnte und dass die Jugend Interesse hat für´s Alter.“
Damit die jungen Leute nachempfinden können, wie es ist, abhängig zu werden, vielleicht Hilfe beim Essen zu benötigen oder im Rollstuhl gefahren zu werden, wurden die Rollen eine Zeitlang vertauscht. Die Seniorinnen „fütterten“ die jungen Leute und die Schülerinnen konnten sich mit verbundenen Augen im Rollstuhl fahren lassen.
Neue Erfahrungen waren das. Aber auch Hemmungen wurden dabei abgebaut. Schülerinnen und Schüler fuhren schließlich auch Seniorinnen im Rollstuhl, ohne Angst zu haben, etwas falsch zu machen, wie Manuela zunächst befürchtet hatte.
Am Ende waren alle froh, sich auf das Projekt eingelassen zu haben. In zwei Wochen ist das nächste Treffen. Darauf freuen sich alle Beteiligten.