Am Montag, den 11 Februar, haben wir, die Klasse 6e und unsere Religionslehrerin Frau Schröder, im Rahmen unseres Projektes (H.-P. Richter: Damals war es Friedrich) die ehemalige Blomberger Synagoge besucht, die heute das Stadtarchiv beherbergt.
Wir sind in den alten Synagogenraum gegangen, wo Herr Zoremba, der Archivar, uns alles über die Juden in Blomberg berichtete.Zuerst sahen wir uns den Raum an. Wir wollten feststellen, woran man erkennen kann, dass dieser Raum einmal zu einer richtigen Synagoge gehört hat: An einer Wand befindet sich der Balkon für die Frauen und Kinder. Mädchen und Frauen sitzen in der Synagoge immer abseits der Männer, Jungen dürfen erst zu den Männern in den Hauptraum, wenn sie mit 13 Jahren nach ihrer Bar Mizwa in die Gemeinde aufgenommen wurden. Die Decke des kleinen Raumes ist blau, zur Zeit des Nationalsozialismus waren auf dieser Decke einmal Sterne, wie in vielen Synagogen, allerdings wurden diese Sterne bei der Restaurierung des Gebäudes weggelassen.
Auch auffallend war, dass sich der Thoraschrank (Thora = 5 Bücher Mose, auf Pergamentrollen aufgewickelt) nicht in der kleineren Wand befand, sondern in der größeren Längswand. Herr Zoremba erklärte, dass das kein Zufall ist, sondern dass diese Wand nach Osten zeigt und dass Thoraschränke sich immer in den östlichen Synagogenwänden befinden. Auch müssen zu einem Gottesdienst der Juden immer 10 Männer anwesend sein, sonst wird nur gebetet.
Danach berichtete Herr Zoremba über die Judenverfolgung in Blomberg zur Zeit Hitlers. Damals wohnten noch Juden in Blomberg: die Familie Königheim (mit einem Sohn und einer Tochter) und die Witwe Emma Lipper.
Durch die geringe Zahl jüdischer Männer konnte nur noch selten ein „echter“ Gottesdienst in der Synagoge gefeiert werden. Auch Blomberg blieb vom Rassenwahn nicht verschont: Es wurden Bestimmungen des Bürgermeisters erlassen, die den Juden das Leben schwer machen sollten. Die Juden bekamen keine Aufträge der Stadt mehr. Sie durften nicht in das damalige Freibad. Sie erhielten keine Vergünstigungen der Stadt mehr. Sie durften nicht handeln. Außerdem wurde über den Niederntor ein Schild aufgehängt, auf dem stand: Juden sind hier unerwünscht!
Die Familie Königheim wanderte im Jahre 1937 nach Argentinien aus. Der Sohn der Familie Königheim lebt heute in Israel, seine Schwester wohnt immer noch in Argentinien. In den letzten Tagen, die Familie Königheim in Blomberg verbrachte, lebten sie in der Synagoge. Aus dem Holz der Bänke bauten sie Kisten. Von damals blieb nur der Thoraschrank enthalten, auch die Thorarollen sind verschwunden.
Frau Lipper war damals eine alte Frau. Sie wurde 1940 ein das jüdische Altersheim in Unna gebracht. Alle Bewohner dieses Altersheims wurden dann im Jahr 1941 in das Konzentrationslager Theresienstadt geschickt. Dort wurde Frau Lipper einem Transport nach Minsk in ein Ghetto zugeteilt. Niemand weiß, ob sie dort ankam.
Danach gingen wir noch in einen sehr kleinen Raum, in dem einmal ein „Hausmeister“ und seine Familie lebten. Das war immer eine christliche Familie, die Pflichten in der Synagoge übernahm z.B. Pflichten am Samstag, dem Ruhetag der Juden, an dem sie nicht arbeiten dürfen.
Auf dem Rückweg haben wir den jüdischen Friedhof in Blomberg besucht, der gegenüber des christlichen Friedhofs liegt. Die Gräber sind die aus der Zeit, bevor die Juden aus Blomberg vertrieben wurden und sind von der Familie Königheim und den Lippers.
Katharina G., 6e
Forsche selbst nach Schicksalen jüdischer Einwohner in Sehnde. Julius Königheim, geboren am 30.06.1860 in Blomberg, hier in Sehnde 1934 verstorben. Gibt es Namen zu den Kindern?